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LE GRAND PAN EST MORT --- DER GROSSE PAN IST TOT
Karl Kerényi erzählt in seiner MYTHOLOGIE DER GRIECHEN
im Rahmen der GÖTTER- UND MENSCHHEITSGESCHICHTEN (1966,
Deutscher Taschenbuch Verlag, München, S. 138 ff.) von der
Geburt des Pan als Sohn des Hermes und der Nymphe des Dryops (Eichenmann):
»Sein (Hermes') Wunsch fand Erfüllung, und es wurde ein Wunderkind
geboren, mit Ziegenfüßen und Hörnern, lärmend und
lachend. Die Mutter sprang auf und floh, kaum daß sie es geboren;
ohne Amme blieb das Kind, so erschrak sie, als sie das wilde, bärtige
Gesicht erblickte. Hermes nahm seinen Sohn auf den Arm, hüllte ihn
in das Fell eines Hasen und trug ihn eilends auf den Olymp. Er ließ
ihn neben Zeus und den übrigen Göttern sitzen und stellte ihnen
seinen Sohn vor. Alle Unsterblichen hatten Freude an ihm, am meisten Dionysos.
Sie nannten ihn Pan, weil »alle« an ihm Vergnügen fanden.
Heimat dieses Wald- und Hirtengottes, der sowohl an idyllisch-einsamen
Orten lieblich seine Flöte (die Panflöte) zu spielen verstand
als auch, wenn in der Mittagsruhe gestört, panischen Schrecken zu
verbreiten wusste, ist das Hirtenland Arkadien.« In späteren
Erzählungen treten, so weiß Karl Kerényi zu berichten,
auch mehrere kleine Pane auf, die Paniskoi. Weiter heißt es dazu
bei Karl Kerényi:
»Das All heißt in unserer Sprache
Pan, und obwohl der Name des Gottes -- außer dem gleichen Klang --
nichts damit zu tun hat, wurde er später doch mit dem Weltall gleichgesetzt.«
François Rabelais stellt in seinem vierten Buch Pan als Sohn von
Merkur und Penelope dar, spätere böszüngige Erzähler
meinten gar, er sei der während Odysseus' Abwesenheit von allen Verehrern
gemeinsam gezeugte Sohn Penelopes.
In den Enzyklopädien des 19. Jahrhunderts wird darauf verwiesen,
dass der griechische Pan eine Anlehnung an eine frühere ägyptische,
gleichgestaltete, hochstehende, jenseits des Mondes alles verbindende,
diesseits des Mondes alles befruchtende Gottheit ist: die Bockshörner
symbolisieren den Strahlenkranz der Sonne, der lebhafte beseelte Teint
den strahlenden Himmel, der an seinen Bauch geheftete Stern das Firmament
und seine dickbehaarten Bocksbeine und -füße den niederen Teil
des Universums: die Erde, die Wälder, die Pflanzen.
La nature entière
est exprimée dans ce mythe -- Die gesamte Natur vereint sich
in diesem Mythos (Larousse Universel du XIXe siècle).
Plutarch erzählt in Bezug auf den Allgott Pan eine Geschichte,
die François Rabelais seinen Helden Pantagruel im CHAPITRE XXVII
nacherzählen läßt
(Le quart livre des faicts et dicts
heroiques du bon pantagruel) :
Comment Pantagruel raconte une pitoyable histoire touchant
le trespas des Heroes
CHAPITRE XXVII
Epitherses pere de Æmilian rheteur naviguant de Grece en Italie
dedans une nauf chargee de diverses marchandises, et plusieurs voyagiers,
sus le soir cessant le vent aupres des isles Echinades, les quelles sont
entre la Moree et Tunis, feut leur nauf portee pres de Paxes. Estant la
abourdee, aulcuns des voyagiers dormans, aultres veiglans, aultres beuvans
et souppans, feut de l'isle de Paxes ouie une voix de quelqu'un qui haultement
appelloit Thamoun: Auquel cris tous feurent espovantez. Cestuy Thamous
estoit leur pilot natif de Ægypte, mais non congneu de nom, fors
a quelques uns des voyagiers. Feut secondement ouie ceste voix: Laquelle
appelloit Thamoun en cris horrifique. Persone ne respondent, mais tous
restans en silence et trepidation, en tierce foys ceste voix feut ouie
plus terrible que davant. Dont advint que Thamous respondit. Je suys ici,
que me demande tu? que veulx tu que je face? Lors feut icelle voix plus
haultement ouie, luy disant et commandant, quand il seroit en Palodes publier
et dire que Pan le grand Dieu estoit mort.
Ceste parolle entendue disoyt Epitherses tous
les nauchiers et voyaigiers s'estre esbahiz et grandement effrayez: Et
entre eulx deliberans quel seroit meilleur ou taire ou publier ce que avoit
esté commandé, Dist Thamous son advis estre, advenent que
lors ils eussent vent en pouppe, passer oultre sans mot dire: advenent
qu'il feust calme en mer, signifier ce qu'il avoit ouy. Quand doncques
feurent pres Palodes advint qu'ilz ne eurent ne vent ne courant. Adoncques
Thamous montant en prore, et en terre projectant sa veue, dist ainsi que
luy estoit commandé, que Pan le grand estoit mort. Il n'avoit encores
achevé le dernier mot quand feurent entenduz grands soupirs, grandes
lamentations, et effroix en terre, non d'une persone seule, mais de plusieurs
ensemble. Ceste nouvelle (parce que plusieurs avoient esté præsens)
feut bien toust divulguee en Rome. Et envoya Tibere Cæsar, lors empereur
en Rome querir cestuy Thamous. Et l'avoir entendu parler adjousta foy a
ses parolles. Et se guementant es gens doctes qui pour lors estoient en
sa court et en Rome en bon nombre, qui estoit cestuy Pan, trouva par leur
raport qu'il avoit esté filz de Mercure et de Penelope. Ainsi au
paravant l'avoient escript Herodote et Cicero on tiers livre De la nature
des Dieux. Toutesfoys je le interpreteroys de celluy grand Servateur des
fideles, qui feut en Judee ignominieusement occis par l'envie et iniquité
des Pontifes, docteurs, prebstres, et moines de la loy Mosaicque. Et ne
me semble l'interpretation abhorrente. Car a bon droict peut il estre en
languaige Gregoys dict Pan. Veu que il est le nostre Tout, tout ce que
sommes, tout ce que vivons, tout ce que avons, tout ce que esperons est
luy, en luy, de luy, par luy. C'est le bon Pan le grand pasteur qui comme
atteste le bergier passionné Corydon, non seulement a en amour et
affection ses brebis, mais aussi ses bergiers. A la mort duquel feurent
plaincts, souspirs, effroys, et lamentations en toute la machine de l'Univers,
cieulx, terre, mer, enfers, A ceste miene interpretation compete le temps.
Car cestuy tresbon tresgrand Pan, nostr eunique Servateur, mourut les Hierusalem,
regnant en Rome Tibere Cæsar.
Pantagruel ce propous finy resta en silence et
profonde contemplation. Peu de temps apres nous veismes les larmes decouller
de ses œilz grosse comme œufz de Austruche. Je me donne a Dieu, si j'en
mens d'un seul mot.
Im Deutschen:
Wie Pantagruel eine betrübliche Geschichte über den
Tod der Heroen erzählt
»Epitherses, der Vater des Ämilianus Rhetor, segelte einst
auf einem Schiff, das mit allerlei Waren und vielen Reisenden beladen war,
von Griechenland nach Italien. Als sie bei den Echinaden, einer Inselgruppe
zwischen Morea und Tunis, angekommen waren, legte sich gegen Abend der
Wind, so daß sie bei Paxos antrieben. Während nun einige von
den Reisenden schliefen, andere wachten, diese zechten und jene ihre Abendmahlzeit
hielten, hörten sie von der Insel Paxos her eine laute Stimme >Thamus<
rufen, worüber alle sehr erschraken. Dieser Thamus war nämlich
ihr Steuermann und aus Ägypten gebürtig, aber nur wenige der
Reisenden kannten seinen Namen. Da ließ sich die Stimme zum zweitenmal
vernehmen; mit schrecklichem Ton rief sie: >Thamus!< Als jedoch niemand
antwortete, sondern alle schweigend und zitternd dastanden, ertönte
sie schrecklicher als zuvor zum drittenmal, weshalb Thamus nun entgegnete:
>Hier bin ich, was willst du von mir? Was soll ich tun?< - Da ließ
sich dieselbe Stimme noch lauter vernehmen und sprach zu ihm in befehlendem
Ton: >Wenn du gen Palodes kommst, so verkündige dort, der große
Pan sei gestorben.<
Als sie, so erzählt Epitherses weiter, diese
Worte vernommen, wären die Schiffsleute und Reisenden alle von Furcht
und Staunen ergriffen worden. Sie berieten miteinander, ob es heilsamer
sei, von dem, was die Stimme befohlen, zu schweigen oder es zu verkündigen.
Thamus aber sagte, seine Meinung sei die, man solle, wenn man in die Gegend
käme und der Wind günstig sei, vorüberfahren, ohne etwas
verlauten zu lassen; träte aber gerade zu der Zeit Windstille ein,
so solle man verkündigen, was sie gehört hätten. Als sie
sich nun Palodes näherten, geschah es, daß Wind und Strömung
ausblieben. Demnach stellte sich Thamus vorn an den Schnabel des Schiffs,
und mit dem Land zugewandtem Gesicht rief er, wie ihm befohlen worden war,
hinüber, der große Pan sei gestorben. Noch hatte er das letzte
Wort nicht ausgesprochen, als sich vom Land her tiefes Seufzen, lautes
Klagen und Schreckensrufe vieler Stimmen vernehmen ließen. - Weil
nun so viele Leute dabei zugegen gewesen waren, wurde die Sache auch in
Rom ruchbar. Tiberius, der damalige Kaiser in Rom, ließ Thamus vor
sich rufen, und nachdem er ihn befragt hatte, schenkte er seinen Worten
Glauben. Hierauf forschte er bei den Gelehrten, deren es an seinem Hof
und in Rom viele gab, weiter nach, wer dieser Pan sei, und erfuhr von ihnen,
es sei der Sohn Merkurs und der Penelope gewesen, wie Herodot und Cicero
im dritten Buche >Über das Wesen der Götter< es gesagt hätten.
Ich aber möchte es vielmehr auf den großen Heiland der Gläubigen
deuten, der durch den Neid und die Ungerechtigkeit der Hohenpriester, Schriftgelehrten,
Pfaffen und Mönche des mosaischen Glaubens in Judäa so schmählich
zu Tode kam. Und diese Ansicht scheint mir nicht zu verwerfen. Denn mit
vollem Recht kann er ja im Griechischen >Pan< genannt werden, insofern
er unser alles ist. Alles, was wir sind, was wir leben, haben und hoffen,
sind und haben wir in, von und durch ihn. Er ist der große Pan, der
gute Hirt, der, wie der zärtliche Hirt Korydon es bezeugt, nicht nur
seine Lämmer, sondern auch die Hirten liebt und hegt. Bei seinem Tod
erfüllten Wehklagen, Seufzen, Schrecken, Jammern das ganze All, Himmel,
Erde, Meer und Unterwelt. Auch die Zeit stimmt mit dieser Deutung überein,
denn dieser über alles gute und große Pan, unser alleiniger
Heiland, starb zu Jerusalem, während Tiberius zu Rom als Kaiser herrschte.«
Als Pantagruel diese Rede beendet hatte, versank
er in Schweigen und tiefe Betrachtung. Bald darauf entrollten seinen Augen
Tränen, so groß wie Straußeneier. - Gott strafe mich,
wenn nicht jedes Wort, das ich gesagt habe, wahr ist.
(Dietrich'sche Verlagsbuchhandlung Leipzig,
1. Aufl. 1970 -- Sammlung Dieterich, Band 307 -- S. 111-113, Herausg. Horst
und Edith Heintze)
Interessanterweise verweist Rabelais hier auf die ägyptische
Abkunft des Schiffers Thamus, was ein weiteres Indiz für die ägyptischen
Wurzeln des Allgottes Pan ist. Insgesamt wandelte sich Plutarchs Erzählung
im kulturellen Umfeld des christlichen Abendlandes zum Symbol des Zusammenbruchs
der heidnischen Welt im Triumphzug der Christianisierung. Damit ist jedoch
die symbolische Bedeutung des französischen Ausspruchs »Le grand
Pan est mort« nicht erschöpft, welche sich im Fortgang der Zeit
auf jeglichen Niedergang einer überholten bzw. für überholt
erachteten Epoche ausweitete. So schreibt im 19. Jahrhundert Pierre Joseph
Proudhon:
La sociéte touche à sa fin.
Pan, le grand dieu, est mort; que les ombres des héros
se lamentent, et que les enfers en frémissent. Pan est mort; la
société tombe en dissolution.
Le riche se clôt dans son égoïsme, et cache
à la clarté du jour le fruit de sa corroption; le serviteur
improbe et lâche conspire contre le maître; l'homme de loi,
doutant de la justice, n'en comprend plus les maximes; le prêtre
n'opère plus de conversions, il se fait séducteur; le prince
a pris pour sceptre la clef d'or; et le peuple, l'âme désespérée,
l'intelligence assombrie, médite et se taît.
Pan est mort; la société est arrivée au
bas.
(Quelle: Larousse Universel du XIXe siècle)
Zur Jahrhundertwende findet sich bei Guillaume Apollinaire im
Gedichtband
ALCOOLS, (nrf Poésie
/ 1920, Gallimard, S. 20 ff.) der Tod des großen Pans
mit dem Tod Jesu Christi vereint -- wohl auch eine Nachwehe des technisierten
und industrialisierten Fin-de-Siècle und der mit der Rehabilitierung
des jüdischen Generals Dreyfus in Frankreich vollzogenen Trennung
von Staat und Kirche.
AUBADE CHANTÉE A LÆTARE
UN AN PASSÉ
C'est le printemps viens-t'en Pâquette
Te promener au bois joli
Les poules dans la cour caquètent
L'aube au ciel fait de roses plis
L'amour chemine à ta conquête
Mars et Vénus sont revenus
Ils s'embrassent à bouches folles
Devant des sites ingénus
Où sous les roses qui feuillolent
De beaux dieux roses dansent nus
Viens ma tendresse est la régente
De la floraison qui paraît
La nature est belle et touchante
Pan sifflote dans la forêt
Les grenouilles humides chantent
Beaucoup de ces dieux ont péri
C'est sur eux que pleurent les saules
Le grand Pan l'amour Jésus-Christ
Sont bien morts et les chats miaulent
Dans la cour je pleure à Paris
Moi qui sais des lais pour les reines
Les complaintes de mes années
Des hymnes d'esclave aux murènes
La romance du mal aimé
Et des chansons pour les sirènes
L'amour est mort j'en suis tremblant
J'adore de belles idoles
Les souvenirs lui ressemblant
Comme la femme de Mausole
Je reste fidèle et dolent...
Dem im Walde pfeifenden Pan wird in Kursivschrift gegenübergestellt:
Der
Große Pan die Liebe (bzw. Amor) Jesus Christus Sind alle tot ...
Wenn es bei Louis Aragon im Gedicht L'Escale (Louis
Aragon LES YEUX D'ELSA, Collection Poésie 46, Éditions Pierre
Seghers, S. 56 ff.) heißt:
Aux jours que nous vivons les héros ont
péri
Je n'attends plus des Dieux que l'injure dernière...
so scheint er hier (von der verslichen Anlehnung an Racine abgesehen)
wohl gleichfalls auf den Mythos des verstorbenen Pan zurückzugreifen
(bedenkt man den Titel des Rabelaisschen Kapitels:
Wie Pantagruel eine
betrübliche Geschichte über den Tod der Heroen erzählt).
Hier das Gedicht Aragons insgesamt:
L'ESCALE
Les voyageurs d'Europe entre eux parlaient d'affaires
Les yeux de la vigie adoraient l'horizon
Dans la cale où valsaient d'obscures salaisons
Le rêve des mutins se tordaient dans les fers
Oublions qu'ils ont soif puisque nous nous grisons
Sur le pont-promenade on joue un jeu d'enfer
Des marchands de bétail que les vents décoiffèrent
En quatre coups de dés perdaient leur cargaison
Soudain le ciel blanchit et des rochers s'escarpent
Pure comme une nuit découpé aux ciseaux
C'est une île Voyez sa couronne d'oiseaux
Les dauphins alentour sautent comme des carpes
La mer qui vient briser contre elle son biseau
D'écume en soupirant l'entoure d'une écharpe
Avez-vous entendu la tristesse des harpes
Aux doigts musiciens qui caressent les eaux
De quel prédestiné Dame de délivrance
Attends-tu sur la pierre noire la venue
Blanche à qui l'acier bleu cercle les poings menus
Où saignent les rubis d'un bracelet garance
Les marins regardaient cette femme inconnue
Etrangement parée aux couleurs de souffrance
Attachée au récif bordé d'indifférence
Si belle qu'on tremblait de voir qu'elle était nue
Andromède Andromède ô tendre prisonnière
N'est-ce pas toi qui pleures et Méduse qui rit
Le moderne Persée aurait-il entrepris
Sur le cheval volant l'école buissonnière
Aux jours que nous vivons les héros ont péri
Je n'attends plus des Dieux que l'injure dernière
Va dire qu'Andromède est morte à sa manière
Dans ses cheveux dorés en rêvant de Paris
Va dire au monde sourd qu'une seule Andromède
Qu'il croit au cœur des mers à jamais oubliée
Peut esclave mourir à son rocher liée
Méduse aux yeux d'argent tourne autour d'elle mais
De nuit le rossignol fait peur aux sangliers
Car toute tyrannie en soi porte remède
Ah soulevez le ciel millions d'Archimèdes
Qui chantez ma chanson géants humiliés
La mer comme le sable est sujette aux mirages
L'espace efface un pli dans son rideau mouvant
J'avais cru voir une île à l'aisselle du vent
Et celle qui criait la langue des naufrages
N'est que l'illusion qui me reprend souvent
Depuis qu'ayant quitté les terres sans courage
Plus oisif que l'oiseau j'ai choisi pour ouvrage
De guetter le soleil sur le gaillard d'avant
J'escompte vainement les escales du sort
Terre mais ce n'est pas la terre où tu naquis
Quel calme On se croirait dans un pays conquis
Les passagers vêtus de tweed et de tussor
Trouvent que ce voyage est tout à fait exquis
La mer est une reine Eux ses princes-consorts
Et la vie a passé comme ont fait les Açores
Dit le poète Vladimir Maïakovski
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