Walther von der Vogelweide
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(Musikdatei: MP3 1,14 MB)

© 2010 Ralf Tauchmann


Úns hât der winter geschádet
=> zur neuhochdeutschen Fassung


Úns hât der wínter geschádet über al,
héide und wált sind béide nû vâl,
dâ manic stímme vil süeze inne hal.
sæhe ich die mägde an der strâze den bal
wérfen, sô kæme uns der vógele schal.

Möhte ich verslâfen des winters zît!
wáche ich die wîle, sô hân ich sîn nît,
dáz sîn gewalt ist sô breit und sô wît.
wéiz got, er lât ouch dem meien den strît.
sô lise ich blúomen, dâ rîfe nû lît.




DER WINTER HAT UNS
(neuhochdeutsch von Ralf Tauchmann)

Der Winter hat uns fest in seiner Gewalt.
Eisig und kalt liegen Heide und Wald.
Nicht eine Stimme, nicht die kleinste Gestalt.
Wann seh ich Mädchen wieder spiel’n hier mit dem Ball?
Dann wüsst ich genau: Der Frühling kommt bald.

Gar zu gern verschliefe ich die Winterzeit!
Wach ich, dann träum ich, dann ist alles mir Leid.
Der Winter schadet uns die Läng’ und die Breit…
Weiß Gott, bald stößt der Lenz ihm Bescheid,
Dann pflück ich hier Blumen, wo’s heute noch schneit!



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