Walther von der Vogelweide
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(Musikdatei: WMA 1,89 MB -- MP3 2,48 MB)

© 2010 Ralf Tauchmann


Wie sol man gewarten dir
=> zur neuhochdeutschen Fassung

Wie sol man gewarten dir,
Werlt, wîlt dû âlsô winden dich?
Waenest dich entwinden mir?
Nein, ich kann ouch winden mich.
dû wilt sêre gahen,
und ist ouch unnâhen,
daz ich dir noch sule versmâhen.

Dû hast lieber dinge vil,
der mir einez werden sol.
Werlt, wie ich daz verdienen wil!
doch solt dû gedenken wol,
ob ich ie getraete
fuoz von mîner staete,
sît dû mich dir dienen baete.

Werlt, dû solt niht umbe daz
zürnen, daz ich lônes man.
troeste mich ein wênig baz,
sich mich minneclîchen an.
dû maht mich wol pfenden
und mîn heil erwenden:
das stêt, frouwe, in dînen henden.

Ich enweiz wie dîn wille stê
wider mich: der mîne ist guot
wider dich! waz wilt dû mê,
Werlt, von mir wan hôhen muot?
wilt dû bezzer wunne
danne man dir gunne
frôide und der gehelfen kunne?

Werlt, tuo mê des ich dich bit,
volge wîser liute tugent!
dû verderbest dich dâ mit,
wilt dû minnen tôren jugent!
bite die âlten êre,
daz sie wider kêre
und âber dîn gesinde lêre.


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ALTERSKLAGE
(neuhochdeutsch von Ralf Tauchmann)

Wie soll man dir dienen bloß?
Welt, Du windest dich bei jedem Schritt.
So schnell kommst du mir nicht los!
Nein! Da winde ich mich mit!
Magst dich noch so drehen,
losrennen statt gehen...
Ich werd meine Dienste treu versehen!

Du hast so viel schöne Ding',
der ein Teil mir gehören soll,
der ich mich bei Dir verding.
Also bedenke mich wohl,
da ich nie das Weite
fern von Deiner Seite
suche und nie Abwege beschreite!

Welt, Du darfst nicht zürnen, bloß
Weil man für Lohn mich haben kann.
Gib obenauf etwas Trost
und schaue mich huldvoll an!
Du kannst mein Los pfänden,
Du kannst mein Glück wenden,
all das, Herrin, liegt in Deinen Händen!

Ich weiß nicht, wie Du zu mir
stehst, Welt! Ich stehe zu Dir gut.
Sag mir, was willst Du noch mehr
Von mir als hohen, guten Mut?
Willst Du mehr erstreben
als Freude am Leben,
wie sie als Gehilfe ich konnt geben?

Eine Bitte fürderhand:
Welt, folg der alten weisen Tugend!
Du richtest Dich noch zu Schand',
Buhlst Du mit törichter Jugend!
Lass die alten Ehren
bitte wiederkehren
und an Deinem Hofe wieder lehren!




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