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Guido Reni - Der Bacchusknabe
DER BACCHUSKNABE

So sehet doch nur Säugling Bacchus, soeben
geboren von Zeus, schon die Ammenbrust schwänzen;
bestaunet die Äuglein, die weinglasig glänzen,
wo unterhalb glühende Pausbäckchen beben,

dieweil lorbeergleich herrlich prangende Reben
das genüsslich schlürfende Häuptchen umkränzen,
dem köstlichen Nektar die Götter kredenzen -
wie früh schon entdeckt seinen Sinn er im Leben!

Und während noch rot aus den greifschwachen Händen
dem Säufernas-Kerlchen mit trunkenem Blick
der Wein in den Mund wallt, zahlt mit Restbeständen

gemäß Jacques Rousseaus einst verheißenem Glück -
den Kreislauf zu schließen, das Werk zu vollenden -
der Natur er den Saft in natura zurück.

  Ölgemälde von Guido Reni (um 1623)